Potsdam-Mittelmark |
19 MAZ | DIENSTAG,
18. JUNI 2013 Punkte
statt Blüten
Besuch bei dem Giindower Maler Eckard Hauser
/Abstraktes bevorzugt /Ausstellung in Werder
Von Stephan Laude
GLINDOW
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Transparenz,
südliche Leichtigkeit und keine Drucke aus dem
Baumarkt - das kürzlich eröffnete Werderaner
Hotel und Res-taurant am Märkt"
bietet mit den Pastellarbeiten von Eckard Hauser
neben Kost und Logis auch Kunst. Die
Ausstellungen wechseln. Am 23. Juli wird die
nächste eröffnet.
Momentan also Eckard Hauser, Der 1940 in
Stuttgart geborene Maler lebt seit einem Jahr im
Werderaner Ortsteil Glindow. Nicht zuletzt, weil
seine Frau in Potsdam tätig ist, als leitende
Hebamme im St. Josefs-Krankenhaus. Sie war wohl
der treibende Geist beim Umzug. Das Paar hat sich
in Glindoiw ein Fachwerkhaus bauen lassen, mit
großen lichtdurchfluteten Räumen und einem
beneidenswert weiten Blick in die Landschaft.
Lange Zeit hatte Hauser neben seinem Wohnsitz in
Süddeutschland einen in der Toskana. Auch
Potsdam, sagt der Maler, habe ein bisschen
italienisches Flair. Ich fühle mich sehr
wohl hier"
In seinem Atelier stehen zwei BauhausStühle,
darunter einer von Marcel Breuer, der als
Erfinder der modernen Stahlrohr-Möbel gilt. Bei
Eckard Hauser sagen die Stühle etwas über ihren
Besitzer. Auch Hauser hält es mehr mit dem
vorwärts- als dem rückwärtsgewandten Stil. Als
Partner des Architekten Josef Karg war er am Bau
des Olympischen Dorfes in München beteiligt. Das
Büro realisierte unter anderem die Hockeyanlage
und das Kirchenzentrum. Dabei lernte Hauser auch
Günter Behnisch und Frei Otto kennen, die mit
dem Bau des schwebenden Dachs im Olympiapark
endgültig berühmt wurden.
Die Mitarbeit am Olympiaprojekt hatte Hauser in
der Welt der Architekten und Gestalter verändert
Er hat viel Kunst am Bau produziert, große
Wandbilder zum Beispiel. Ein Teil der
Gesamtkosten von öffentlichen Bauten war - und
ist auch heute noch - für die Kunst vorgesehen.
Das kam Hauser zugute. Zumal viel gebaut wurde
damals in den 70ern. Heute sind öffentliche
Aufträge rar geworden - mit der Folge, dass es
immer mehr Küntler sind, die sich an einer
Ausschreibung beteiliaen, Dadurch sinken für
jeden die Chancen, dass sein Projekt verwirklicht
wird. Im öffentlichen Raum dominiere Shopping,
nicht Kunst, beklagt Hauser. Man finde nur noch
selten mal einen Springbrunnen, wo die Leute
einfach so davor sitzen und dass Spiel des
Wassers beobachten können. Für Wandbilder gilt
wie für andere Kunstwerke auch das Urheberrecht.
Einfach überpinseln, das geht nicht, Ich
muss manchmal meine alten Bilder
restaurieren", sagt Hauser,
Inzwischen befasst er sich längst mit
kleinformatiger Kunst auf Papier. Für seine
Schwester hatte er, als sie krebskrank wurde,
eine Broschüre mit ihren Texten illustriert,
indem er mit einer Pipette Holundersaft auf das
Papier auftrug. In einer Potsdamer Anwaltskanzlei
ist eine Ausstellung mit dem Titel Auf den Punkt
gekommenn zu sehen. Der Punkt ist ein zentrales
Element in Hauseis Arbeiten, Und wohl die
Fortsetzung des Kleckses, der sich einst auf den
Briefen seiner Großmutter fand. Punkt, Linie und
Fläche auch die Kernbegriffe bei Wassily
Kandinsky, dem Wegbereiter der abstrakten Malerei
oder zumindest ihrem prominentesten Vertreter.
Für jemanden, der aus den ferneren Teilen der
Republik kommt, gehört Glindow quasi zu Berlin.
Das lässt sich ständig beobachten.
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Eckard Hauser mit
seinem Plakat zur seiner Ausstellung im Münchenr
Museum Reich der Kristalle |
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Berlin lockt mit seinem reichen kulturellen
Angeboten. Auch Hauser schwärmt, wenn er gefragt
wird, was ihn nach Glindow zog, zuerst von den
Museen, Galerien und Theatern Berlins und der
Inspiration, die davon ausgehe. Ein
Künstler ist nicht vom Wohnort abhängig,
sondern von der Kultur drumherum", sagt er.
Aber auch in Werder gibt es ene
Kunstszene. Hauser hat sich schon umgesehen,
Kontakte geknüpft zu anderen Künstlern Er hat
viel Figürliches gefunden in ihren Werken,
glaubt eine Art sozialistischen Realismus
ausgemacht zu haben. Aber er äußert sich nicht,
auch nicht in einem Halbsatz, hämisch darüber
Vier 'Werderaner Künstler werden vorn 12. bis
22. Juli beim zweiten internationalen Pleinair in
der Blütenstadt dabei sein. Das Hauptaugenmerk
werde auf der künstlerischen Arbeit im
Stadtgebiet liegen, heißt es beim Veranstalter.
Hauser hat auch Interesse gezeigt, mitzumachen.
Aber es wurde ihm bedeutet, dass Figürliches
gefragt sei, Das gilt wohl nicht nur beim
Pleinair. In Werder werde man mit dem Abstrakten
insgesamt nicht recht wann, aber das mache ihm
nichts aus, sagt Hauser und vermittelt dabei
nicht den Eindruck dass er künftig Baumblüten
oder Havellandschaften malen wird.
Aber wenn er seine in Klarsichthüllen oder
Rahmen gesteckte Bilder ausbreitet, wenn er von
seinen Ausstellungen berichtet dann weiß man als
Zuhörer nich genau, ob der 73-Jährige schon
sein Lebenswerk ordnet oder er in Werder und
Umgebung nur noch nicht die Leute getroffen hat,
die sich dem Zugang zu seinen Werken nicht
verschließen wollen. |
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