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Wir stehen nun vor einer Ausstellung, dem
Oeuvre des Künstlers Eckard Hauser. Ein
Maler, der vor dem Hintergrund unserer
Überlegungen zur Künstler-Natur einen
besonderen, ungewöhnlichen, ja eigentlich
faszinierenden Platz einnimmt. Seiner Lebensfahrt war zu Beginn ausschließlich das
Scheitern vorgegeben. Als Vierjähriger -man
spüre den Bedürfnissen und der Lebenslust
eines Kindes nach- geriet er im Rahmen der
kriegsbedingten „Kinderlandverschickung“
allein in die psysisch-brutale Atmosphäre
eines zerrütteten Bauernpaares in Gögglingen. Es grenzt aus der Sicht der Entwicklungspsyschologie fast an ein Wunder, das
er diese Zeit überlebt hat in einer Kindheitsphase, in der die Natur nur Liebe, Zärtlichkeit und Geborgenheit vorgesehen hat.
Sein Schutzring, seine selbstgefundene
Heilkraft war die Natur in der westlichen Donaulandschaft vor Ulm, vor dem Südrand der
schwäbischen Alp. Die Natur hat ihn feinsinnig beobachten und entdecken gelehrt, und
ihn nicht nur am Leben erhalten, sondern
auch sensibel und aufnahmebereit für das
Schöne und Gute gemacht. Die Natur bleibt
ein Leben lang sein Urgrund und vor allem
sein Gegenüber im Dialog des künstlerischen Gestaltens. Die Natur bleibt die urige
Wuchskraft seiner lebenslangen Sublimation, also der immerwärender Verfeinerung
und Umwandlung zu höheren Ebenen im
Reifungsprozess -heraus aus einer nieder -
ziehenden- schweren Gebundenheit. „Per
aspera ad astra ...“
Dieser erste naturgegebene Sublimationsprozess entfaltet sich dann mit weiteren
Reifegraden seines künstlerischen Schaffens weiter zu einer tiefen Ahnung der
unbegreifichen Schöpferkraft, die wir Menschen zu tasten versuchen mit Hilfe des
Wortes „Gott“.
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Dabei findet er wohl unbewusst auf seine
ganz eigene Lebensweise eine Art Eintauchen in die Entdeckung des künstlerischen
Kontrapunktes „Naturwissenschaft“, wo sich
spätestens seit Einstein und Heisenberg
plötzlich der alte Begriff „Materie“ selbst
sublimentiert zu Energie.
So oder ähnlich schafft er sich immer wieder
neue kreative Räume und seine Ureigne
„condition humaine“.
Der Müller mahlt edles Korn zu Mehl; Das
Brot daraus erhält uns am Leben. In langen
Jahren in der geliebten Toskana begegnet
Hauser dem edlen Marmor. Er fühlt sich
in diesen Stein als Urquell künstlerischen
Schaffens sensibel hinein und malt den
Mamor wie das Korn zu Mehl. Damit führt
er den behaubaren Stein zurück in seinen
Ur-Anfang und gewinnt so eine völlig neue
Gestaltungsfreiheit: Eine andere Art „Brotbacken“, Brot für die Seele und das Schöne.
In einem anderen Lebensabschnitt entdeckte er die synergetische Kraftentfaltung, die
in der Zusammenarbeit des Künstlers mit
der Architektur liegen kann, die ja unser
tägliches Umfeld gestaltet. Wo sich Kunst
und Baukunst wechselseitig befruchten und
ergänzen, kann aus dieser Ganzheitlichkeit
Neues und Besseres entstehen. Lösungen
also, auf die der Architekt und der Künstler
alleine nie kommen können.
Was man beim Betrachten von Mensch,
Kunst und Leben hier wohltuend und aufbauend empfnden darf, trägt etwas versönliches in sich: Solche Reifung ohne Verhär -
tung und Verkrampfung bedeutet, das sein
schwerer Weg und vor allem und trotzdem
durch das Spiel durchsaftet ist- Im wohlverstandenen Schillerschen Sinn, dass der
Mensch nur dann ganz Mensch sei, wenn er
spielt ...
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